Vergiftungen

Der Verdacht von „Vergiftungen“ wird viel häufiger geäußert, als sie tatsächlich auftreten. Allerdings können bei Vergiftungen die Symptome so vielfältig sein, dass die Wahrscheinlichkeit des Nichterkennens recht hoch ist.

 

Eine unüberschaubare Menge von Substanzen aus Haushalt und Hobbywerkstatt, Umwelt und beruflichen Wirkstätten können auf unser Tier toxische Wirkung haben. Die Symptome unterscheiden sich sowohl nach Wirkungsweise des Giftes, als auch nach der Menge.

 

häufigste Anzeichen von Vergiftungen

  • Durchfall
  • Erbrechen (eventuell mit Blutbeimengungen)
  • Blutpunkte auf den Schleimhäuten
  • vermehrte Blutung aus Wunden
  • blassgraue Schleimhäute
  • zentralnervöse Störungen

 

Erste Hilfe:

  • schnellstmögliches Provozieren von Erbrechen
    • Ausnahme: ätzender oder schäumender Substanzen
    • 2 Bedingungen: Tier muss bei Bewusstsein sein / Giftaufnahme darf nicht länger als einige Stunden zurückliegen
  • Beispiel: Esslöffelweise Eingeben einer gesättigten, lauwarmen Kochsalzlösung
  • Empfehlung: Auslösen des Erbrechens durch Tierarzt mittels speziellen Medikamentes.

 

Die Eingabe von medizinischer Kohle schadet in der Regel nicht, nützt aber nur bei einigen Giftarten. Die meisten Gifte verursachen unspezifische Beschwerden, so dass die Identifizierung des Giftes meistens große Schwierigkeiten macht. Ausdrücke wie „eine blaue Möbelpolitur“ oder „weiße ovale Tabletten“ besagen so gut wie nichts. Es ist von großer Wichtigkeit, möglichst genaue Information über das Gift mitzuliefern, am besten die Originalpackung mit Inhalt. 

 

Therapie innerer Vergiftungen

  • Erbrechen (außer bei zentralnervösen Störungen, schlechtem Allgemeinbefinden, reizenden Substanzen)
  • Magenspülung
  • Aktivkohle
  • Antidot (Das Auffinden eines spezifischen Gegengiftes übernehmen die Tierärzte evtl. in Zusammenarbeit mit den Giftzentralen.)
  • An erster Stelle steht jedoch für den Tierarzt wie auch den Tierbesitzer das Erhalten von lebenswichtigen Körperfunktionen.

 

Es folgt eine Auflistung der häufigsten Vergiftungen:

 

1. Rodentizide, Antikoagulantien,  „Rattengift“

  • gefährlich: Rattengift + Verzehr von vergifteten Ratten/Mäusen
  • Giftwirkung: langsam
  • Mechanismus: Hemmung der körpereigenen Blutgerinnung --> inneres Verbluten der Tiere
  • Symptomatik: Tiere sind blass, apathisch, appetitlos, niedrige Körpertemperatur, Blut-Symptomatik (Nasenbluten, blutiges Erbrechen, Blut im Kot oder Urin)
  • Rodentizide sind meistens mit einem unverdaulichen Farbstoff versetzt (z.B. blaugrün), der auch in Erbrochenem oder im Kot noch erkennbar ist.
  • Therapie: Vitamin K (Antidot), oral oder per Injektion

2. Pflanzenschutzmittel und Antiparasitika

  • Pflanzenschutzmittel und Antiparasitika (Organophosphate, Carbamate) sind wirksame Insektizide.
  • Symptomatik: Erbrechen, Durchfall, Speichelabsonderung, Harnabsatz, Muskelzittern bis hin zu Lähmungen, enge Pupillen
  • Therapie: Antidot: Atropin (alle 4-6 Stunden)

 

3. DDT (Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan) und HCC (Hexachlorcyclohexan)

  • Insektizide, die heute in Deutschland nicht mehr zugelassen sind --> sind fettlöslich --> werden in Körperfetten gespeichert --> deshalb langanhaltende Wirkung. Insbesondere wird die Leber geschädigt.
  • Symptomatik: Muskelkrämpfe, Übererregbarkeit, Speichelfluss, Erbrechen, Atemstillstand, Krämpfe und Koma.
  • Therapie: flache Narkose, Beruhigungsmittel, Aktivkohle, kein Antidot

 

4. Arsen- und Strychninverbindungen

  • früher Verwendung als Rodentizid und Magenstimulans in Großtiermedizin      
  • Symptomatik: Erbrechen, Krämpfe, Fieber, Koma

 

5. Desinfektionsmittel

  • Stoffe: starke Säuren und Basen, Kreosot, Kresol, Naphtol, Tanninsäure, Holzteer u.a.
  • meist nur, wenn die angegebene Konzentration nicht beachtet wurde
  • Symptomatik: Depression, Schwäche, Zuckungen, Atemnot, Gelbfärbung der Schleimhäute (wg. Leber- und Nierenschädigung), Zerstörung der roten Blutkörperchen
  • Therapie: Magenspülung, Baden bei äußeren Verletzungen, unterstützende Behandlung

 

6. Blei

  • Vorkommen: Farben, Gardinenschnur, Spielzeug, Linoleum, Golfbällen, Batterien 
  • Symptomatik: Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Verhaltensstörungen, Krämpfe, Erblinden. 
  • Therapie: Antidot (Dinatriumcalcium EDTA), Operativ, Abführmittel, Brechmittel, bei Bedarf Medikamente gegen Krämpfe

 

7. Ethylenglykol

  • Vorkommen: Frostschutzmittel und Rostentferner.
  • Achtung: schmeckt süßlich! 
  • tödliche Dosis: ca. 4 ml/ kg Hund ca. 1,5 ml/ kg Katze Tiere sterben 12 Stunden bis 7 Tage nach Giftaufnahme an Leber und Nierenversagen. 
  • Symptomatik:
    • Erbrechen, Hecheln, zentralnervöse Störungen
    • scheinbare Besserung nach 12 Stunden --> jetzt fangen die giftigen Abbauprodukte von Ethylenglykol an zu wirken
    • vermehrter Durst und gesteigerte Urinausscheidung (durch Nierenschädigung)
    • im Endstadium: verminderte Harnausscheidung
    • eventuell Nierenschmerzen, Krämpfe, Koma
  • Therapie: Aktivkohle, Korrektur des Elektrolythaushaltes, Ethanol i.v., Diuretika, kein Antidot

 

8. Amphetamine

  • Medikament von Besitzer: wird gelegentlich zur Gewichtsreduktion, gegen Müdigkeit, bei Depressionen und bei hyperaktiven Kindern verschrieben. 
  • Symptomatik: gesteigerter Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz und Temperatur, Erregung, Weitstellung der Pupillen, evtl. Konvulsionen
  • Therapie: Beruhigungsmittel (Tranquilizer)

 

9. Metaldehyd

  • Verwendung als Schneckengift (im Garten) 
  • toxische Dosis: 400 mg/ kg Körpergewicht
  • Symptomatik: Erregung, Muskelzittern, Fieber, Hecheln und erhöhte Herzfrequenz
  • Therapie: Sedation, Infusionen


10. Marihuana

  • zufällige Aufnahme von Marihuana des Besitzers
  • Symptome: Erregbarkeit oder Depression, Desorientiertheit, Schreckhafigkeit, Schwäche, typisch sind wechselnde klinische Symptome
  • Therapie: Erbrechen innerhalb der ersten 4-6 Stunden nach Vergiftung, Ruhig halten, Erholung kann 2-3 Tage dauern

 

11. Xanthin-Gruppe

  • Stoffe: Coffein, Theobromin, Theophyllin --> also Bestandteile von Tee, Kaffee, Kakao und Schokolade (insbesondere Bitterschokolade)
    • Sie können auch in rezeptfrei erhältlichen Humanarzneimitteln enthalten sein.
  • Symptoatike: Erregbarkeit, Zittern, Ruhelosigkeit, Herzarrhythmien, Krämpfe, vermehrte Urinausscheidungen, Erbrechen, Durchfall, Koma.
  • Therapie: Erbrechen innerhalb der ersten 4-6 Stunden nach der Aufnahme, Aktivkohle, Behandlung der übrigen Symptome durch den Tierarzt.

 

12. Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin, Acesal...)

  • zufällige Aufnahme von Tabletten des Besitzers
  • Symptome: Depression, Erbrechen, Hecheln, Fieber, evtl. Krämpfe, Schwäche, Schock 
  • Therapie: Erbrechen, Aktivkohle, Schock und Elektrolythaushalt behandeln

 

13. Gift-Pflanzen

  • vielfältige Möglichkeiten für Vergiftungen durch Pflanzen
  • Am besten Pflanze mit in Praxis bringen (evtl. Kontaktaufnahme mit Giftzentralen für weitere Informationen) 
  • wichtige giftige Pflanzen aus Haus und Garten 
    • Dieffenbachia, Calandium, Philodendron, Oleander, Eibe
    • Kirsche (nur die Steine), Chrysanthemen, Hahnenfußgewächse, Stechpalme, Hortensie
    • Lobelie, Lupinen, Weihnachtsstern, Primeln, Liguster, Platterbsen, Blauregen, Fingerhut

 

14. Äußerliche Vergiftungen

  • Äußerliche Verunreinigungen mit Benzin, Teer, Farbe oder Ölen
  • Maßnahmen:
    • Verhindern, dass der Hund sich ableckt und damit, dass aus äußeren auch innere Vergiftungen entstehen
    • Öle, Teer und Benzin (fettlöslich) kann man mit einem öligen Lappen (Pflanzenöle) ausreiben, wasserlösliche Farben mit einem wasserfeuchten Lappen. Manche Stoffe sind alkohollöslich.
    • Verklebte Haare sind mit der Schere zu entfernen.
    • Nie Terpentin, Benzin oder Farblöser verwenden, um Hautschädigungen zu vermeiden.
    • Zum Schluss mit warmem Wasser und mildem Shampoo auswaschen.
    • Bei schmerzhaften, entzündlichen oder großflächigen Hautveränderungen ist der Tierarzt aufzusuchen.